Megamarsch Frankfurt 2018

14
Okt
2018

Ein Bericht von Michael Kurmies:

Meine dritte 100km Wanderung in diesem Jahr, nach dem „Rhein-Ahr-Marsch“ und „Dein Ostseeweg“ nun quasi vor der Haustür der „Megamarsch Frankfurt“.

Megamarsch ist eine Veranstaltungsreihe für Ultrawanderungen, die sich seit 2017 in Deutschland etabliert hat. Bei den ersten Veranstaltungen waren die Teilnehmerzahlen noch auf 1.000 je Wanderung begrenzt. In diesem Jahr wurden diese Grenzen nun aufgehoben, so dass hier gute vierstellige Teilnehmerzahlen zu verzeichnen sind. In Frankfurt waren 2.000 Teilnehmer angemeldet, rund 1.700 waren dann am Start erschienen.

Es haben übrigens nicht alle Teilnehmer wirklich das Ziel, die 100km zu schaffen. Viele wollen auch nur mal eine Nacht durchwandern oder setzen sich die 40, 60 oder 80 km als Ziel. Auch für diese Strecken gibt es nämlich schon Urkunden. Einer der Unterschiede zu Laufveranstaltungen; welcher Marathonveranstalter stellt schon einem Teilnehmer eine Urkunde aus, der die Strecke nach 35 km abbricht?

Start des Megamarsches war am 13.10. in Eschborn, gleich neben der S-Bahn Station. Viele Wanderer kamen daher auch mit dem Zug. Das war auch praktisch, da das Ziel am nächsten Tag in Langen war.

Die Strecke führte dann auf der Regional-Park RheinMain Rundroute im Uhrzeigersinn vorbei an Bad Homburg, Friedrichsdorf, Karben, Bad Vilbel, Niederdorfelden, Maintal, Hanau, Offenbach, Heusenstamm, Dietzenbach, Rödermark ins Ziel nach Langen.

1.700 Teilnehmer müssen erst mal auf die Strecke gebracht werden. Beim Megamarsch werden immer 250 bis 300 Wanderer zusammen ab 16:00 Uhr auf die Strecke geschickt. Nach rund acht Minuten wiederholt sich die Prozedur, bis dann nach spätestens einer Stunde alle Wanderer unterwegs sind. Bei mir ging es so um kurz nach halb fünf auf die Strecke.

Durch den Blockstart wird das Teilnehmerfeld von Anfang an etwas entzerrt. Trotzdem herrschte an der ersten Verpflegungsstation (das Sonnendeck bei Seulberg) nach rund 20km ein ordentliches Gedränge. Ich habe hier auch nur kurz pausiert, meine Getränkeflaschen neu befüllt, eine Banane gegessen und zwei Müsliriegel mit auf den Weg genommen. Nach etwa 20 Minuten bin ich dann weiter in die Nacht gezogen.

War bis hierhin die A5 stets zu sehen oder mindestens zu hören, führte die Wanderstrecke nun weg von der Autobahn, so dass die Umgebungsgeräusche deutlich leiser wurden. Der nächste Schub kam dann um 23:00 Uhr – die Nachtpause vom Flughafen :-).

Ab Karben war dann Nidda für einige Zeit unser Begleiter. An der zweiten Verpflegungsstelle nach knapp 40 Kilometer in Bad Vilbel, OT Gronau war dann auch schon weniger los. Das Teilnehmerfeld hatte sich deutlich entzerrt. Hier habe ich auch mal einen Sitzplatz gefunden, so dass ich Luft an die Füße lassen und die Beine mal ausstrecken konnte. Es war nun ungefähr Mitternacht. Für eine lange Pause war es dann aber doch zu frisch. Die Stationen sind schließlich alle unter freiem Himmel, ein Aufwärmen in einer Halle also nicht möglich. Also Wasserflaschen auffüllen, etwas Verpflegung mitnehmen und wieder in die Nacht hinaus.

Etwa um dreiviertel drei habe ich dann die 50km Markierung erreicht. Groß mit weißer Farbe auf die Straße gemalt, damit man sie auch nicht übersieht. Das war etwa am Galgengrund oberhalb von Maintal, OT Wachenbuchen. Weiter ging es nach Hanau hinein. Die Schlösser, insbesonder Schloss Philippsruhe, sind in der Nacht angestrahlt und haben ihren Reiz. Kurz darauf ist dann am Mainufer der dritte Verpflegungspunkt erreicht. Ich habe nun 60 km in den Beinen und es ist immer noch dunkel. Die Uhr zeigt 04:45 Uhr an. Ich finde wieder eine Sitzgelegenheit auf einer Bank und kann den Beinen eine kurze Auszeit gönnen. Mit frischen Socken geht es dann nach einer guten halben Stunde am Main weiter, an der Schleuse wird der Main überquert und es geht weiter Richtung Rumpenheim. Auf dem weiteren Weg in Richtung Offenbach zeigt sich dann endlich der erste Silberstreif am Horizont. Die 12-stündige Nacht neigt sich dem Ende. Der Morgennebel verbreitet eine leicht magische Stimmung. Bedingt durch die Müdigkeit und das schemenhafte Licht meine ich Dinge zu sehen, die so gar nicht da sind. Beispielsweise war ich kurz der Meinung, dass auf dem Weg mit Pflastersteinen ein Ornament gelegt ist. Tatsächlich war der Weg weiterhin asphaltiert und was ich für ein Ornament hielt, waren Blätter von den Bäumen. In solchen Situationen kann man gut nachvollziehen, wie vor langen Zeiten die Sagen entstanden sind.

In Offenbach habe ich dann die 70km Markierung passiert. Es ist nun kurz nach halb acht, hell und die Stirnlampe kann wieder im Rucksack verschwinden. Die Geräuschkulisse nimmt auch wieder zu, ab fünf Uhr sind wieder Flugzeuge im An- und Abflug von Frankfurt Flughafen und die Nähe zur A3 ist auch nicht zu überhören. Selbst an einem Sonntagmorgen nicht!

Über Heusenstamm geht es zum vierten und letzten Verpflegungspunkt, dem Hofgut Patershausen. Hier sind 82km geschafft und die Uhr zeigt kurz nach 10 Uhr an. Wieder werden die Getränkevorräte aufgefüllt, etwas Nahrung zu sich genommen und die Beine ausgeruht. Das Teilnehmerfeld ist hier schon merklich ausgedünnt und auseinandergezogen. Gegen dreiviertel elf ziehe ich dann weiter auf die letzte knapp 20km lange Etappe. Die Sonne meint es gut und es wird warm. Nach der feuchten Kühle der letzten Stunden ist das sehr willkommen.

Um halb drei bin ich dann aber doch froh, Langen erreicht zu haben und das Ziel vor mir zu sehen. Knapp 500 der gestarteten 1.700 Wanderer werden es bis 17:00 Uhr bis hierhin schaffen. Das sind knapp 30% und liegt damit im Normbereich für diese Veranstaltungen.

 

Für dieses Jahr war es das nun mit den Langstreckenwanderungen. In den kommenden Monaten werden auch kaum Veranstaltungen dieser Art angeboten. Ab April finden sich die 24-Stunden Wanderungen und 100km Märsche dann wieder in den Kalendern. Und da werde ich bestimmt auch wieder Touren finden, auf denen ich dann unterwegs bin.

Herzlichen Glückwunsch!